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Der Millionentod der Eintagsküken

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Gestern habe ich im Fernsehen bei focus21 einen ergreifenden und sehr informativen Bericht über das Leben, bzw. eigentlich ja Nicht-Leben, von den Brüdern der Legehennen gesehen.

Wirtschaftlich gesehen sind die männlichen Küken für nichts zu gebrauchen, weder zum Eierlegen noch zur Mast. Die Rasse der Legehennen wurde nämlich so gezüchtet, dass sie so viele Eier wie möglich legt, dadurch aber kaum Fleisch ansetzt. Und was machst du mit etwas, was du nicht gebrauchen kannst? Ja, du wirfst es weg. Genau das passiert mit Millionen von Küken. Jeden Tag werden sie direkt nach der Geburt vergast. Der ursprüngliche Auslöser für dieses wahre Dahinschlachten von Tieren sind, wie eigentlich immer, die Lebensmittelpreise. In allen Läden muss es alles immer geben und zwar billiger als beim Nachbarladen. Durch den steten Preiskampf ist die ehemalige Landwirtschaft zu einer Hochleistungsindustrie geworden, die Lebewesen wurden zu Produkten.

Aber Tiere nur zur Welt zu bringen, um sie sofort wieder umzubringen, das ist wirklich etwas unglaubliches, was sich der Mensch da anmaßt. Das wurde kurz vor Ostern sogar in der Agrarminister-Konferenz eingesehen. Das Problem ist anerkannt worden, Forschungsprojekte werden durchgeführt und Alternativen gesucht. Bisher wurde das systematische Töten von der Politik immer noch geduldet, aber jetzt wird langsam deutlich, dass zu wenig Tierschutz Wähler fernhält. Zusätzlich wurde der öffentliche Druck immer größer, sodass plötzlich alle gegen die Kükentötung sind.

Als Lösungen werden momentan diese drei Alternativen gesehen:

  • Die Gockelaufzucht: hier werden die Brüder der Legehennen ebenfalls großgezogen. Deren dunkles Fleisch mit den dicken Schenkeln ist für Verbraucher noch ziemlich ungewohnt, was aber ja nicht heißen muss, dass es schlecht ist. Bei der Aufzucht von Hähnen muss aber natürlich viel Zeit und Geld investiert werden, das Projekt würde akso nur funktionieren, wenn jede Legehenne ihren Bruder sponsert. So würde ein Zuschlag von etwa drei oder vier Cent pro Ei entstehen.
  • Das Zweinutzhuhn: es wird eine Hühnerrasse gesucht, die sowohl viele Eier legt als auch reichlich Fleisch ansetzt. Dabei könnten alle Küken verwendet werden, egal ob Männchen oder Weibchen. Das Ganze ist ja eigentlich eine Rückbesinnung zu Großmutters Hühner; schließlich wurden früher die Vögel auch erst für Eier gehalten und anschließend geschlachtet. Die Eier der Zweinutzhenne würden dann etwa zwei Cent, das Fleisch ca. 35% mehr kosten.
  • Die Geschlechtsfrüherkennung: hierbei möchte man sich zu Nutzen machen, dass man bereits nach zehn Tagen bestimmen kann, ob aus dem Ei ein männliches oder weibliches Küken schlüpfen wird. So könnte man die Hähne töten, bevor sie zur Welt kommen. Aber auch bei dieser Methode würden selbstverständlich zusätzliche Kosten anfallen.

Letztendlich liegt es an uns: sind wir bereit für eine Schachtel Eier 1,30€ statt 0,99€ zu zahlen? Für mich ist das eigentlich gar keine Frage, aber wir bekommen sicherlich genug Bedenkzeit. Frühestens in ein paar Jahren wird überhaupt irgendeine Änderung vorgenommen werden, wenn die Küken bis dahin nicht längst schon wieder in Vergessenheit geraten sind…

Also, schaut euch auf jeden Fall dieses Video des Fernsehberichts an: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2139818/Der-Millionentod-der-Eintagskueken#/beitrag/video/2139818/Der-Millionentod-der-Eintagskueken

In dieser Welt wurde eindeutig schon viel zu viel weggeschaut und verdrängt, jetzt sollten wir endlich mal handeln… Ich würde mich über eure Gedanken zum Video oder der Kükentötung allgemein freuen. Ich war da nämlich erstmal ziemlich geschockt… Auf jeden Fall berichte ich hier, falls irgendwas für die Mini-Hähne unternommen wird.

glg,

Hanniballchen